
Warum rechtfertige ich mich immer wieder?


Gerade kürzlich ist es mir wieder passiert – in meinem Teilzeitjob an der Tankstelle.
Ich habe mich dabei ertappt, wie ich mich rechtfertige.
Und jedes Mal ärgere ich mich über mich selbst, weil ich genau weis, dass ich’s nicht müsste – und es trotzdem tue.
Ein, zwei Tage zuvor war etwas mit einem Bon, das mir keine Ruhe lies.
Ich hatte dieses Gefühl, dass irgendetwas nicht richtig war, dass ich vielleicht einen Fehler gemacht hatte.
Aber es hat in mir gearbeitet – dieses leise Grübeln, das einfach nicht loslässt.
Und tatsächlich – mein Gefühl war richtig.
Ich hatte eine Taste nicht gedrückt, und daraus war das Ganze entstanden.
Als ich dann das nächste Mal zur Arbeit kam, hat mich die StV gleich gerufen und gesagt, ich solle kurz ins Büro kommen.
In dem Moment wusste ich sofort, worum es geht.
Ich wäre am liebsten gleich hineingegangen und hätte gesagt:
Ich weis, es geht um diesen Bon – aber ich hab’s wirklich nicht extra gemacht!
Und tatsächlich – kaum stand ich im Büro, habe ich gleich gefragt, ob ich es zuerst kurz erklären darf.
Ich wollte, dass sie versteht, dass ich’s nicht mit Absicht gemacht habe, dass ich einfach gespürt hatte, dass da etwas nicht stimmt.
Und trotzdem – es hat mich noch drei, vier Tage beschäftigt.
Ich konnte mich richtig über mich selbst ärgern, dass ich mich wieder gerechtfertigt habe,
anstatt einfach ins Büro zu gehen, zuzuhören und zu sagen:
Ja genau, ich weis, so war es.
Warum tun wir das überhaupt?
Ich glaube, viele kennen dieses Gefühl.
Man möchte verstanden werden.
Man möchte zeigen, dass man es gut gemeint hat.
Und manchmal steckt auch die Angst dahinter, etwas falsch gemacht zu haben.
Oft ist es ein altes Muster, das sich tief in uns eingeprägt hat.
Vielleicht mussten wir uns als Kinder oft erklären.
Oder wir haben gelernt, dass Anerkennung davon abhängt, „alles richtig zu machen“.
Und so entsteht dieser Drang, sich zu rechtfertigen – auch dann, wenn es gar keinen Grund mehr dafür gibt.
Was hilft?
Der erste Schritt ist, es überhaupt zu bemerken.
Ein kurzer Moment der Achtsamkeit, in dem du spürst: „Ah, da ist es wieder.“
Dann einfach atmen.
Dich daran erinnern, dass du es gut gemeint hast.
Und dich selbst beruhigen, statt dich zu verteidigen.
Ich darf mich zeigen, ohne mich zu erklären.
Je öfter du das übst, desto leiser wird dieser innere Impuls.
Und irgendwann bleibt nur noch das Gefühl von Ruhe – und Vertrauen.
Heilung beginnt oft genau hier:
In diesen kleinen Momenten, in denen wir uns selbst verstehen, statt uns zu rechtfertigen.
Denn jedes Mal, wenn wir uns selbst vertrauen, wird es ein Stück leichter.